Heute im Interview:

 

ORC Extremsportler Peter Ohlweiler aus Michelstadt (GER)

Peter hat bisher 2 mal Getting Tough the Race (gilt als härtester Hindernislauf Festland-Europas) und 2 mal Iron Viking (42 Kilometer, 120 Hindernisse) bis in Ziel bestritten. Sowie 1 mal am Tough Guy, 2 mal am Europe`s Toughest Mudder und 1 mal an der virtuellen Ausgabe des World`s Toughest Mudder 2020 teilgenommen.

 

Hallo Peter! Du bist Team-Captain und Initiator der Gruppe „Titans of Mud – OCR and beyond“. Was bedeutet OCR allgemein, für dich persönlich, und was genau meint ihr mit „OCR and beyond?“

„Hallo liebes Team, und vielen Dank für die Einladung zum Interview! Ja, die Abkürzung OCR (englisch) bedeutet Obstacle Course Racing, also zivile (Extrem-)Hindernisläufe. Diese sind für gewöhnlich physisch sehr fordernd und finden, ähnlich wie ihre militärischen Vorbilder, oft in Verbindung mit Unmengen an Schlamm und/oder unter widrigen klimatischen Bedingungen, z.B. unter Einbeziehung von Freibädern im Winter statt. Dabei stehen vor allem die Herausforderung, der Nervenkitzel, der Spaß an der Bewegung, wie auch der Gedanke der funktionalen, ganzheitlichen Fitness im Mittelpunkt – sich körperlich und geistig gesund und leistungsfähig zu erhalten -, aber auch sich selbst herauszufordern, sich auszutoben, sich körperlich zu erfahren und zu spüren, sich selbst und seine eigene Ängste zu überwinden, Durchhaltevermögen, Teamgeist und positives Miteinander zu entwickeln und zu trainieren. Also pädagogische Aspekte der persönlichen Reifung und Persönlichkeitsentwicklung, mit dem (ungeschriebenen) Ziel, die beste Version seiner selbst zu werden – man könnte es auch mit der klassischen Heldenreise nach Joseph Campbell vergleichen; man bricht auf, wagt etwas, und kehrt als ein anderer Mensch gestärkt davon zurück. Ich sehe darin nicht zuletzt das Wiederkehren archaischer Initiationsriten, Mut- und Übergangsprüfungen zum Erwachsenwerden in der westlichen Welt, wenn auch verpackt in einem sportlich-modernen Gewand. Der militärische Aspekt tritt dabei stark zurück, aber militärische Ausbildung ist ja auch kein erklärtes Ziel von OCR, auch wenn wir z.T. auf Elemente davon zurückgreifen und die psychisch und physisch stärkenden Effekte dieses Trainings gerne mitnehmen.

Einen weiteren positiven Aspekt unseres Sports sehe ich außerdem darin, dass man immer wieder mit neuen Leuten ins Gespräch kommt, zugleich aber auch jedesmal alte Bekannte wiedertrifft. Ich persönlich habe viele Freunde in diesem Sport gefunden, die für mich zu einer Art zweiten Familie wurden. Die Community ist sehr eingeschworen, sehr positiv gestimmt, man fordert sich gegenseitig heraus, pusht sich zu Höchst- und Bestleistungen. Wir, die Titans of Mud, haben uns „OCR and beyond“ auf die sprich- und wortwörtlichen Fahnen geschrieben, weil wir in unserem Sport mehr sehen als ein einfaches kindliches Toben im Schlamm, und dem Sport und unseren Familien in Dankbarkeit etwas zurückgeben wollen, indem wir uns für etwas Sinnstiftendes einsetzen, das über die reine Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen oder den eigenen Wettkampferfolg hinausgeht.“

 

Was ist das genau, wie sieht euer Engagement aus?

„Aktuell unterstützen wir die Spendenaktion einer jungen Frau, bei der Multiple Sklerose diagnostiziert wurde, wenn auch nur in der Form, dass wir für jeden Kilometer, den sie in diesem Monat läuft, einen individuellen Geldbetrag spenden werden. Ich persönlich habe in der Vergangenheit bei Läufen vor Ort Spenden zugunsten der DKMS gesammelt, die für ein leukämiekrankes Mädchen bestimmt waren, deren Geschichte mich berührt hat. Dass das Mädchen den Kampf gegen den Krebs letztlich verloren hat, hat auch mich sehr getroffen, weil ich mich doch persönlich für sie verantwortlich gefühlt, für sie eingesetzt und für sie gekämpft habe, auch wenn ich ihr nie begegnet bin.

Wir als Team sind noch im Prozess der Findung, was unsere karitativen Projekte angeht, ich denke aber, dass wir weiter in diese Richtung gehen werden, bereits existierende Organisationen und Einrichtungen zu unterstützen – sei es durch Spendensammlung, Öffentlichkeitsarbeit oder auch direkt durch ehrenamtliche Arbeitseinsätze als anpackendes, unterstützendes Team. Ideen, Vorschläge und Anfragen sind uns herzlich willkommen!“

 

Wie bist du zum OCR gekommen und wieviel Erfahrung hast du damit?

„2016/2017 hatte ich eine persönliche Krise, aus der ich mich durch Laufen und tägliches, mehrstündiges Krafttraining herausgekämpft habe. Da mir Laufen auch in der Vergangenheit schon immer gut getan hat, ging ich laufen – auch nachts, wenn mich meine Gedanken wach hielten. Es war Winter, und ich bin um vier Uhr früh bei schneidendem Wind und Dunkelheit durch kniehohe Schneewehen gerannt und durch enge Brückenrohre gekrochen. Mit dieser Vorbereitung war die Anmeldung für einen Tough Mudder, von dem ich zuvor schon einmal gehört hatte, eigentlich nur noch ein überfälliger Schritt. Dass es bei OCRs zumeist eher ums Durchhalten, das Teamwork, die Gemeinschaft, gegenseitiges Helfen und den Zusammenhalt geht, und nicht darum, möglichst als Erster ins Ziel zu kommen oder eine bestimmte Platzierung zu erzielen, habe ich erst während meines ersten Laufs realisiert und bis dahin so richtig Gas gegeben (lacht). Wie auch immer: Nach meinem ersten Tough Mudder war ich wahnsinnig stolz, es geschafft zu haben – ich habe mich zwei Zentimeter größer gefühlt, und war von da an förmlich von OCR angefixt. Seither habe ich an ca. 45 Hindernisläufen teilgenommen. Mit der Covid-19-Pandemie wurden viele Läufe jedoch leider vorläufig ausgesetzt oder es gab Ersatz in Form virtueller Läufe, die man auf der Hausstrecke absolviert, trackt und sein Ergebnis hochlädt. Ich hoffe, dass es jetzt mit Lockerungen und der durchgeführten Impfkampagne auch bei uns im Sport endlich wieder richtig losgeht, sodass man sich real begegnet und wieder echte Hindernisse absolvieren kann.“

 

Wie oft trainierst du dafür?

„Ich gehe 3- bis 4-mal pro Woche jeweils ca. 10 Kilometer laufen. Dazwischen lege ich, wann und wo immer möglich, Kraft- und Hinderniseinheiten ein, z.B. an den selbst gebauten Hindernissen in meinem Wohnzimmer. Als Ju-Jutsu-Trainer bin ich darüber hinaus auch dort im Verein immer wieder sportlich eingebunden, sowohl als aktiv Trainierender, wie auch als Trainer. Die Bedeutung von Training,  Regeneration und gesunder Ernährung sollte m.E. in einer guten Balance stehen – bei gleichzeitigem Vollzeitjob nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Ich arbeite noch an mir selbst, gute Routinen zu entwickeln, z.B. täglich eine Stunde früher aufzustehen, um noch vor der Arbeit eine Trainingseinheit absolvieren zu können, schlichtweg, weil mir am Tagesende oft die Energie dafür fehlt. Das frühe Aufstehen fällt mir zwar auch sehr oft schwer, wenn man sich aber erstmal dazu überwunden hat, gibt einem die frühe Trainingseinheit Schwung und Kraft für den restlichen Tag, man hat schon etwas geleistet und findet meist zusätzlich noch Zeit, etwas zu tun, das einen persönlich voranbringt. Auf lange Sicht träume ich von einem eigenen Outdoor-Trainingsgelände, evtl. auch mit der Gründung eines eigenen OCR-Vereins.“

 

Welche Stärken zeichnen dich aus, was braucht man deiner Meinung nach, um ein guter Hindernisläufer werden/sein zu können?

„Ich denke, entscheidend ist der Wille, durchzuhalten. Die Aussage „90 Prozent mental, 10 Prozent physisch“ trifft es meiner Meinung aber auch nach nicht ganz – ohne regelmäßiges, diszipliniertes Training entsprechender Härte kann man auch im Wettkampf später keine Leistung abrufen. Wenn die physische Kraft fehlt, kommt man im Rennen das Seil bei bestem Willen nicht hoch. Aber grundsätzlich stimmt es schon: von der persönlichen Einstellung hängt sehr viel ab. Das äußert sich aber nicht erst im Wettkampf, sondern bereits in der Trainingsdisziplin und in einer insgesamt gesunden und bewussten Lebensführung.“

Gibt es etwas, was du den Lesern dieses Beitrags noch mit auf den Weg geben möchtest?

„Peter: Ich finde, jeder sollte OCR zumindest mal für sich ausprobiert haben. Nicht jeder wird es lieben, und das ist auch o.k.. Vielen, die ich kenne, geht es aber ähnlich, dass sie dem Sport ganz fanatisch verfallen sind, und dass sie den Sport nicht mehr missen möchten.“

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